„Es war viel krasser als gedacht“: Eupener Prinz Marco I. zieht nach seiner tollen Session Bilanz
Die Karnevalssession 2022/2023 ist seit einigen Wochen Geschichte. Mit Marco Demonthy hatte die Stadt Eupen einen Prinzen, der vor allem die jungen Jecken zu begeistern wusste. „Journalist für einen Tag“ traf den 26-Jährigen zu einem bilanzierenden Gespräch.
Von Clara Gensterblum
Einmal Prinz zu sein – War das ein Kindheitstraum?
Ich habe es mir nicht so krass vorgestellt, aber es wurde in jeglicher Hinsicht übertroffen. Es war viel krasser als gedacht. Dadurch, dass die Kneipen immer weniger werden und es immer komplizierter wird, Säle zu finden, habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob das den Erwartungen überhaupt gerecht werden könnte. Aber unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Trotzdem waren es etwa um die 110 Auftritte in sechseinhalb Wochen. Das war schon sportlich!
Welche ist die schönste Erinnerung?
Ein großes Highlight ist auf jeden Fall der Rosenmontagszug. Der Zug zieht ja auch einmal am Rathaus am Prinzen vorbei. Dieses Jahr waren es 3.500 Zugteilnehmer, das muss ein Rekord gewesen sein. Entlang der Zugstrecke gab es viel Publikum, bedingt durch das supergute Wetter. Deswegen war der Rosenmontagszug auf jeden Fall ein Highlight sowie auch die Prinzenproklamation in Kettenis mit über 600 Leuten. Und auch die Übergabe der Prinzenkette am Karnevalssonntag. Das waren so die drei großen Highlights im Prinzenjahr.
Wie fühlt es sich an, Ihr eigenes Prinzenlied zum x-ten Mal zu singen?
Man hört es halt irgendwann überall, zum Beispiel auch im Rosenmontagszug. Die Gruppen denken, sie tun dir einen Gefallen, wenn sie an dir vorbeiziehen und dein Lied läuft. Anouk hatte gezählt, es lief um die 25 Mal. Aber richtig nervig wird es nie. Man ist schon irgendwie stolz. Aber wenn die Begleitgruppe im Bus wieder anfängt, es zu singen, denkt man schon manchmal „Boah, nicht schon wieder“, aber es ist ja auch irgendwo schön und es macht ja auch Spaß, wenn man ein Lied geschrieben hat und es dann ankommt und viel Stimmung macht, vor allem bei Kindern. Das war uns sehr wichtig.
Hat Sie irgendetwas genervt?
Ich hatte ein bisschen Angst, dass es mir schwerfallen würde, zur nächsten Veranstaltung weiterzuziehen, wenn die Stimmung gerade super ist. Gleichzeitig hat man Termindruck. Aber die Sorge war eigentlich unbegründet. Eigentlich hat mich im Prinzip gar nichts genervt. Es gab auch sehr, sehr wenig Diskussionspunkte, weil in unserer Gruppe alles sehr homogen war. Es stimmt mich auch sehr zufrieden, dass alles sehr gut geklappt hat.
Was passiert mit dem Kostüm?
Gute Frage. Das Kostüm darf ich ja behalten. Ich denke mal, es wird einen Ehrenplatz in meinem Schrank bekommen und vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, es noch einmal anzuziehen. Es gibt ja manchmal Fotoaktionen, vielleicht mache ich so was mal mit. Eigentlich habe ich keine besondere Verwendung mehr dafür. Aber die Geschichte wird für immer bleiben.
Hätten Sie im Endeffekt irgendetwas anders gemacht?
Es geht unglaublich schnell vorbei und man denkt, dass man die Momente noch mehr hätte genießen müssen. Aber wir haben jede Minute voll ausgekostet. Wir sind teilweise zu Auftritten gegangen und haben uns anschließend umgezogen, um als Privatperson zurückzugehen. Das heißt, man kann es gar nicht mehr genießen, als wir es getan haben. Das wird dir aber auch jeder aus der Prinzengruppe bestätigen. Ich würde es genauso wieder machen.
Wie ging es Ihnen am Aschermittwoch? Sind Sie nicht in ein tiefes Loch gefallen?
Vor diesem Loch wurde ich tatsächlich gewarnt. Aber ich bin beruflich selbstständig und in der Karnevalszeit ist viel Arbeit liegengeblieben. Deshalb hatte ich sehr schnell wieder die Arbeit im Kopf. Aber ich habe es in den Tagen nach Karneval etwas ruhiger angehen lassen. Wenn man so krass überdreht, dann kann man auch schnell krank werden. Deshalb ist es besser, sich ein bisschen auszuruhen. Aber ich war trotzdem relativ schnell wieder mit dem Kopf bei der Arbeit und im Alltag. Ich bin nicht in ein tiefes Loch gefallen. Darüber bin ich auch froh.
Werden Sie auf der Straße häufig angesprochen?
Ich bin am Tag danach in Schönefeld mit einem Kumpel im Wald gewesen, da kam eine Frau auf uns zu, die meinte: „Ach, da kommt der Prinz.“ Dann denkt man sich: Ich bin ja auch nur ein Bürger, wie jeder andere auch.
Haben Sie irgendetwas daraus mitgenommen? Hat sich im Nachhinein etwas für Ihr Leben verändert?
Für mein Leben verändert hat sich vielleicht mein Bekanntheitsgrad, was ein Vorteil sein kann, aber nicht unbedingt muss. Es kann auch ein Nachteil sein, wenn dich mehr Leute kennen und vielleicht anders wahrnehmen als sie dich vorher kannten. Aber ich denke, dass wir unsere Sache ganz gut gemacht haben und hoffe, dass wir als Prinzengruppe gut in Erinnerung bleiben. Ich denke auch, dass unser Verein ziemlich stolz darauf ist, dass wir ein gutes Prinzenjahr hatten. Aber so richtig verändert hat sich eigentlich nichts, außer neue Freundschaften, die entstanden sind. Aber ich bin eigentlich immer noch derselbe.
Wie stehen Sie zum Karneval in Welkenraedt? Freuen Sie sich auf den Zug?
Wir hatten nach Karneval nur ein freies Wochenende und waren anschließend wieder unterwegs. Am Samstag folgt die Goldene Feder und Sonntag Welkenraedt. Ich bin froh, dass es den Zug gibt, das ist auch wichtig für viele Gruppen und auch für die Region. Ich freue mich auf jeden Fall auf den Zug, weil ich weiß, dass bei uns Karnevalsmusik läuft. Es ist cool, nach dem Herunterfahren nochmal zu feiern. Wir freuen uns auf jeden Fall auf Welkenraedt und hoffen, dass alle wieder fit und an Bord sind.