Paul Duschoff tätowiert mit Herzblut: „Man hat nur eine Chance“
Von Milan Pelzer
Tattoos sind mehr als nur Farbe unter der Haut – sie sind eine Kunstform, ein Ausdruck der Persönlichkeit und oft mit besonderen Erinnerungen verbunden. Während Tattoos früher vor allem mit bestimmten Subkulturen in Verbindung gebracht wurden, sind sie heute in der Gesellschaft weit verbreitet. Immer mehr Menschen entscheiden sich für individuelle Designs, die ihre Geschichte erzählen oder einfach ästhetisch ansprechend sind. Doch was bedeutet es, als Tätowierer zu arbeiten? Wir haben mit einem Tätowierer gesprochen.
Paul Duschoff ist 27 Jahre alt, stammt aus Aachen und hat sich als Tätowierer in Deutschland selbstständig gemacht.Bei „Stichpunkt“ in Eupen arbeitet er als „Resident Artist“. Doch sein beruflicher Werdegang verlief nicht geradlinig. Ursprünglich begann er ein Architekturstudium, merkte jedoch bald, dass ihm die kreative Freiheit fehlte. Parallel zum Studium brachte er sich das Tätowieren selbst bei und entschied sich nach Abschluss seines Studiums dafür, sein Hobby zum Beruf zu machen – trotz der Unsicherheiten, die mit der Selbstständigkeit einhergehen. Was ihn am meisten am Tätowieren reizt, ist die Einzigartigkeit jedes Motivs und die hohe Verantwortung: Jede Linie muss sitzen, vor allem bei seinen bevorzugten Fineline-Tattoos mit feinen Details. „Man hat nur eine Chance“, sagt er.
Seine ersten Erfahrungen sammelte er in den eigenen vier Wänden, auf Kunsthaut und mutigen Freiwilligen – darunter war auch sein Cousin. Einige seiner ersten Werke, darunter das Lacoste-Logo, betrachtet er heute mit einem Schmunzeln, bereut sie aber nicht, da sie ihn zu dem gemacht hätten, was er heute ist, sagt er.
Sein Alltag ist alles andere als monoton. Es gibt Tage, an denen er frei hat, aber auch solche, an denen er von morgens bis abends durchgehend tätowiert. „Pausen sind wichtig“, betont er, „denn ein Tattoo erfordert Konzentration.“ Viel Zeit fließt auch in die individuelle Gestaltung der Designs. Paul Duschoff bringt gerne seine eigene kreative Note mit ein, arbeitet oft mit Collagen und bevorzugt Concept-Art-Stile. Dennoch ist es ihm wichtig, die Vorstellungen seiner Kunden zu respektieren. Besonders angetan haben es ihm Fineline- und Black-and-Grey-Tattoos, oft mit einem Hauch Realismus. Realistische Tierdarstellungen oder Porträts lehnt er jedoch ab, da diese nicht zu seinen Stärken gehörten. Die größte Herausforderung in seinem Beruf sei der Umgang mit Menschen, da jeder Kunde einzigartig ist, sagt er.
Die Tattoo-Szene selbst habe sich kaum verändert, doch Paul Duschoff spürt, dass sich Kunden heute bewusster Gedanken über ihre Ausgaben machen. Spontane Laufkundschaft gebe es immer weniger, da Tattoos mittlerweile teurer geworden sind. Seine Arbeit präsentiert Paul Duschoff hauptsächlich über Social Media, trennt aber bewusst das Berufliche vom Privaten. Vorurteile gegenüber Tätowierern gibt es seiner Meinung nach immer weniger. Dennoch werde es immer Menschen geben, die ein gewisses Vorurteil haben, aber genau so Menschen mit denen man offen darüber kommunizieren könne.
Hygiene habe in dem Studio, in dem er arbeitet, höchste Priorität. „Was der Kunde nach dem Termin macht, kann ich jedoch nicht kontrollieren“, fügt er hinzu. Für die Hygiene im Laden und während des Stechens sei aber bestens gesorgt. Früher hatten Tattoos oft tiefere Bedeutungen, während sie heute oft nur aus ästhetischen Gründen gestochen werden. Paul Duschoff selbst trägt Tattoos, die er einfach cool findet, ohne dass sie eine tiefere Geschichte haben. Sein Vorbild ist der Künstler Andrea Pellerone, dessen Stil ihn inspiriert hat. Mit Kreativität, handwerklichem Geschick und Leidenschaft verfolgt Paul Duschoff seinen Weg weiter – mit der Hoffnung, dass Tattoos auch in Zukunft als Kunstform Anerkennung finden.
Auf seinem Instagram-Konto pascha_ink zeigt Paul Duschoff seine Kunstwerke.