PDS-Direktorin Marie Kever im Interview: „Wir haben bewusst entschieden“
Von Noah Pauquet und Jolina Makangu
Jugendliche und ihr Wissen über Politik – das ist ein oft diskutiertes Thema. Weil Jugendliche nicht Bescheid wissen oder sich zu leicht beeinflussen lassen, soll das Thema in die Schulen getragen beziehungsweise in den Unterricht eingebunden werden. Die Pater-Damian-Sekundarschule (PDS) möchte Verantwortung übernehmen und als Vorreiter vorangehen. Dazu führten wir ein Interview mit PDS-Direktorin Marie Kever.
Warum haben Sie sich entschieden, das Fach „politisch-demokratische Bildung“ einzuführen?
Dafür gab es mehrere Gründe: Zum einen gibt es bereits Länder und Schulen, in denen dieses Fach etabliert ist, und wir möchten uns daran orientieren. Außerdem fand vor fünf Jahren eine externe Evaluation an unserer Schule statt. Infolgedessen wurden Projektgruppen gebildet und das Leitbild überarbeitet. Dabei wurden auch Schüler und Eltern befragt – und es wurde deutlich, dass die Schüler ein starkes Interesse an politischer Bildung haben. Ein weiterer wichtiger Grund ist die aktuelle politische Lage. In ganz Europa ist ein deutlicher Rechtsruck zu beobachten, und wir als Schule sehen es als unsere Verantwortung, junge Menschen auszubilden und zum kritischen Denken anzuregen. Deshalb möchten wir die politische Bildung stärker in den Mittelpunkt rücken und zu einem zentralen Bestandteil der Schulausbildung machen.
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist die PDS mit diesem Fach Vorreiter. Glauben Sie, dass andere Schulen nachziehen werden?
Ja, ich denke, dass sich in dieser Hinsicht noch einiges tun wird. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft gibt es bereits einen Leitfaden für politisch-demokratische Bildung – so ähnlich wie ein Rahmenplan. Wir haben uns jedoch bewusst dafür entschieden, ein eigenes Fach daraus zu machen, da wir der Meinung sind, dass es von großer Bedeutung ist. Außerdem lassen sich die vielen Elemente aus dem Leitfaden nicht allein durch fächerübergreifenden Unterricht abdecken. Ich gehe davon aus, dass auch andere Schulen vor ähnlichen Herausforderungen stehen und unserem Beispiel möglicherweise folgen werden.
Welche Themen werden im Fach behandelt? Geht es eher um aktuelle politische Ereignisse oder um allgemeine Themen, wie zum Beispiel Wahlen und deren Ablauf?
Wir haben uns mit einer Arbeitsgruppe aus interessierten und erfahrenen Lehrkräften zusammengesetzt und das Fach auf verschiedene Säulen aufgebaut. Ein zentraler Punkt – und das ist auch das, was die Schüler besonders interessiert – ist die Frage: „Was ist Politik und wie funktioniert sie?“ Besonders die komplexe belgische Politik wird hier im Fokus stehen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Unterrichts wird die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Themen sein und auch die Rolle der Medien in Bezug auf die politische Meinungsbildung. Zusätzlich sollen gewisse Themen aus dem bereits bestehenden Leitfaden aufgegriffen werden. Dabei wird es vor allem um globale Herausforderungen gehen. Zudem möchten wir projektbasiertes Arbeiten fördern. Die Bundeszentrale für politische Bildung in Deutschland bietet regelmäßig interessante Projekte an, die ebenfalls in den Unterricht integriert werden sollen.
Wird das Fach ein Wahlfach sein oder ist es als Pflichtfach vorgesehen – ähnlich wie zum Beispiel das Fach Mathematik?
Wir haben verschiedene Möglichkeiten diskutiert, uns aber schließlich dafür entschieden, dass alle Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs davon profitieren sollten. Deshalb ist geplant, das Fach als Pflichtfach im sechsten Jahr einzuführen. Wir haben mit dem sechsten Jahrgang begonnen, obwohl man vielleicht erwarten würde, dass man eher in den unteren Jahrgängen startet. Aber wir haben bewusst entschieden, dass gerade die Abschlussklassen, also die Schüler, die bald wählen dürfen und aktiv die Zukunft mitgestalten, von diesem Unterricht profitieren sollen. Das bedeutet jedoch nicht, dass politische Bildung nicht schon vorher stattfindet. In verschiedenen Jahrgängen werden politische Themen behandelt – zum Beispiel, wenn es um die Französische Revolution im Geschichtsunterricht geht oder wenn im fünften Jahr das Thema EU auf dem Programm steht und das Europaparlament besucht wird. Doch ein fester Unterricht zur politischen Bildung, bevor die Schüler die Schule verlassen, erschien uns im sechsten Sekundarschuljahr am sinnvollsten.
Wird der Unterricht von jetzigen Lehrern übernommen oder werden neue Lehrer dafür eingestellt?
Also ich glaube nicht, dass es notwendig ist, neue Lehrpersonen zu rekrutieren, da wir doch einige Lehrer*innen hier haben, die wirklich über die Kompetenzen verfügen und die jetzt auch bei unserem zweiten Arbeitstreffen im April dabei sein werden, um den Unterricht praktisch zu konzipieren.
Wie lange ist das Ganze denn schon in Planung?
Tatsächlich sprechen wir schon seit dem letzten Schuljahr darüber. Dieses Schuljahr gingen die Planungen dann wirklich intensiv weiter und wir hoffen, im Schuljahr 2026-2027 den Unterricht anbieten zu können. Es gibt aber bis dahin noch einige administrative Dinge zu klären, auch von Seiten des Ministeriums. Ich denke da können sich einige Schüler dann in der Zukunft darauf freuen.
Danke, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben.