29. April 2025
KAE Eupen

Ist Social Media ein Romantikkiller?

Früher war Romantik aufregend, spannend und tiefgründig. Man hat sich über mehrere Wochen oder sogar Monate kennengelernt, war nervös, wenn man sich getroffen hat und musste sich wirklich Mühe geben, um den anderen zu beeindrucken. Heute schickt man einfach ein „Hey“ über Instagram und hofft, dass der andere es liest – und die gleiche Nachricht verschickt man meistens direkt an mehrere Leute, für die man sich interessiert. Also ja, Social Media hat die Romantik stark verändert, aber nicht, weil die Sozialen Medien schlecht sind, sondern weil wir uns zu sehr darauf eingelassen haben. 

Die Ansprüche an Beziehungen sind deutlich gesunken. Früher hat man sich richtig ins Zeug gelegt, sei es mit einem handgeschriebenen Brief oder einem besonderen Date. Heute reichen oft ein paar schnelle und trockene Nachrichten ohne Hintergedanken. Der Aufwand bleibt aus, weil alles sofort und ohne Mühe verfügbar ist. Es gibt keine Geduld mehr, keine echte Vorfreude, und die Gespräche bleiben oberflächlich. Beziehungen sind dadurch mehr von Bequemlichkeit und weniger von echtem Engagement geprägt. 

Während die Ansprüche an schöne und bedeutsame Gesten gesunken sind, sind bizarre Begriffe wie „Red flag“, „Ick“ oder „Micro cheating“, besonders auf TikTok, normal gebräuchlich geworden. Jeder Teenager kennt wahrscheinlich mindestens einen dieser Begriffe oder benutzt ihn sogar. Solche Social-Media-Trends tragen dazu bei, dass romantische Beziehungen einerseits zunehmend unter Druck geraten, andererseits auch ins Lächerliche gezogen werden. Sie fördern Misstrauen und Oberflächlichkeit in Beziehungen. Statt Verständnis und Nähe zählen plötzlich Kleinigkeiten als „cringe“ und unattraktiv. Romantik wird zu etwas, das bewertet und verglichen wird – nicht mehr gefühlt. 

Ein weiteres Problem ist das Bild der „perfekten Beziehung“, das durch Social Media erschaffen wurde. Wir sehen nur die glänzenden Seiten – romantische Dinner, traumhafte Urlaubsreisen, überglückliche Freundinnen, die mit Geschenken und Liebe überhäuft werden – und vergessen, dass wahre Romantik oft in den alltäglichen, unperfekten Momenten steckt. Meinungsverschiedenheiten, Phasen von Langeweile, misslungene Kommunikation und unterschiedliche Interessen sind heutzutage als sogenannte „Dealbreaker“ dargestellt. Dabei vergessen viele, dass sowohl die schönen Momente, aber besonders auch die unschönen Momente essenziell für eine tiefgründige und langlebige Beziehung sind. Soziale Medien setzen uns unter Druck, uns ständig zu vergleichen, wodurch wir uns schlecht fühlen. Wir vergessen, dass wahre Nähe und Liebe sich nicht in Posts oder Storys auf Instagram widerspiegeln, sondern im echten Leben. 

Dann gibt es noch die Kontrolle, die Social Media in Beziehungen übermäßig verstärken kann. Man sieht ständig, mit wem der Partner spricht oder was er tut, welches oft zu Misstrauen und Unsicherheiten führt. Anstatt Vertrauen aufzubauen, entstehen toxische Dynamiken, die die Beziehung ersticken. Wenn Liebe mehr mit Kontrolle und ständigen Rückversicherungen zu tun hat als mit Respekt und Freiraum, kann die Beziehung sich schnell ungesund und schädlich entwickeln.  

Also ja, Social Media hat die Romantik stark verändert. Aber haben die Sozialen Medien sie wirklich „getötet“? Vielleicht nicht, aber sie haben ihr definitiv die Magie geraubt. Die wahre Schönheit der Romantik – Geduld, ehrliche Kommunikation und echte Nähe – wurde gegen schnelle Swipes und oberflächliche Interaktionen ausgetauscht. Vielleicht sollten wir uns wieder mehr auf echte, tiefgründige Gespräche konzentrieren und die wahre Verbindung suchen – nicht die, die sich in 38 Zeichen zusammenfassen lässt. 

Lynn Hick – Bild: Christiane Pirard

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