Wird Belgien zum Kifferparadies?
Cannabis ist die beliebteste illegale Droge unter den Jugendlichen und auch den Erwachsenen. Zehn Prozent der Jugendlichen haben das Rauschmittel schon einmal konsumiert und im Gegensatz zu Tabak und Alkohol steigt der Cannabiskonsum seit Jahren an. Cannabis kann über viele verschiedene Wege konsumiert werden. Am geläufigsten ist jedoch die Einnahme durch Rauchen.
Zahlreiche Nachteile …
Cannabis kann süchtig machen: Experten zufolge sind etwa zehn Prozent der Menschen, die Cannabis konsumieren, süchtig und weisen ein gestörtes Konsumverhalten auf. Eine Sucht kann schwerwiegende soziale und psychische Folgen mit sich bringen. Jedoch auch der gelegentliche Konsum birgt ein Risiko. Außerdem können gesundheitliche Schäden wie ein höheres Herzinfarkt-Risiko oder Lungenkrebs-Risiko vorkommen.
Auch psychische Folgen, wie Psychosen, können bei einem gelegentlichen Konsum auftauchen. Diese Psychosen treten vor allem bei jugendlichen Konsumenten auf. Dabei gilt: Je höher der Konsum und je jünger der Konsument, desto höher das Risiko eine Psychose zu bekommen. Cannabis-Konsumenten verdreifachen mit ihrem Konsum das Risiko einer Psychose. Ein dritter Faktor, der das Risiko einer Psychose erhöht, ist der THC-Gehalt im Cannabis. Eine Studie der Uniklinik Ulm aus dem Jahre 2019 zeigte, dass in diesem Jahr die Anzahl der Cannabis-Psychosen achtmal höher war als im Jahr 2011. Dieser Anstieg ging mit der Steigerung des THC-Gehalts im Rauschmittel einher. Je höher der Konsum, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit für jugendliche Cannabiskonsumenten an anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder bipolaren Störungen zu erkranken.
Zusätzlich verändert die Droge das junge Gehirn und kann bleibende Schäden verursachen. Durch eine Studie mit 800 Teenagern fand man heraus, dass die Hirnrinde bei jugendlichen Konsumenten an bestimmten Stellen sehr viel dünner war, als die einer nicht konsumierenden Vergleichsgruppe. Dabei ist das Frontalhirn besonders betroffen. Es ist dafür zuständig, Impulse zu kontrollieren, Handlungen zu planen und Probleme zu lösen. Die betroffenen Jugendlichen zeigten ein impulsiveres Verhalten und konnten sich schlechter konzentrieren. Da dieser Teil des Gehirns erst mit 20 Jahren ausgereift ist, können auch 18- oder 19-jährige ihr Gehirn nachträglich schädigen. Darüber hinaus schneiden Erwachsene, die in ihrer Jugend Cannabis konsumiert haben, schlechter in IQ-Tests ab und haben tendenziell weniger Erfolg in der Schule, im Studium oder im Beruf.
… aber auch Vorteile
Die Polizei und die Justiz werden entlastet, indem die strafrechtlichen Delikte durch Cannabis entfallen. Dies würde der Polizei etwa sechs Prozent Arbeit ersparen.
Die Legalisierung und die staatliche Ausgabe von Cannabis kann den Schwarzmarkt eindämmen. Dadurch dass der Staat den Verkauf kontrolliert und überwacht, wären die Konsumenten keinen verunreinigten und gestreckten Produkten ausgesetzt. Auf dem Schwarzmarkt wird Cannabis stellenweise mit Heroin gestreckt, damit man die Kunden schnell in eine Heroin-Abhängigkeit treibt und somit den Gewinn steigern kann. Ein Beispiel für verunreinigtes Handelsgut ist das sogenannte synthetische Cannabis. Dabei wird das Kraut mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt, welche eine ähnliche Wirkung wie pflanzliches Cannabis haben, aber chemisch hergestellt werden.
Befürworter der Legalisierung sind der Meinung, dass die jetzige Kriminalisierung der Droge absurd ist, da andere Suchtmittel wie Alkohol und Nikotin auch überall frei erhältlich sind. Dabei wird oft erwähnt, dass es bis heute keinen einzigen bestätigten Todesfall durch Cannabis gibt, während sich die Tode durch die Folgen von Zigaretten- und Alkoholkonsum nur so häufen.
Ein weiterer Grund zur Legalisierung von Cannabis sind die wirtschaftlichen Vorteile. Durch die Eröffnung von Coffee-Shops schafft man eine Menge neuer Arbeitsplätze und mit dem Verkauf in diesen Läden profitiert der Staat durch unzählige Steuereinnahmen.
Zusammengefasst gibt es bei der Legalisierung von Cannabis viele Schwierigkeiten und Gegensätze. Bei einer endgültigen Entscheidung wird eine der zwei Parteien nicht zufrieden sein. Auch wenn einige Länder Cannabis bereits legalisiert haben, müssen wir uns die Frage stellen, ob wir wirklich noch eine weitere Droge in unserer Gesellschaft benötigen.
Simon Schell und Dìaz Bantis – Bild: DPA