Invasive Tier- und Pflanzenarten in Ostbelgien sind keine Seltenheit mehr
Aufgrund globaler Handelsaktivitäten und Veränderungen der Umwelt breiten sich immer mehr Tier- und Pflanzenarten außerhalb ihrer gewöhnlichen Gebiete aus. Auch in Ostbelgien sind eine Vielzahl invasiver Arten heimisch geworden. Auf ihre Ausbreitung und die Gefahren, die damit einhergehen, ist Gerhard Reuter, Mitglied bei AVES-Ostkantone, während eines Vortrags in Bütgenbach genauer eingegangen.
Das Phänomen invasiver Tiere und Pflanzen wurde bereits vor tausend Jahren beobachtet. Auslöser war der Mensch, der Landwirtschaft betrieb, Tiere züchtete und Wälder rodete. Auf diese Weise veränderte er sein eigenes Umfeld und das der Tiere. Des weiteren nutzte er die ihm zur Verfügung stehenden Fortbewegungsmittel, um kontinentübergreifend Handel zu betreiben.
Zu Beginn war der Warentransport ausschließlich über den Seeweg möglich. Im Laufe der Geschichte entwickelte sich der Transport von asiatischen Waren auf Landwegen nach Europa. Die Seidenstraße, die den Mittelmeerraum mit Ostasien verbindet, wurde zur Haupthandelsroute des 14. Jahrhunderts. Abgesehen von den Waren, die Händler aus China exportierten, gelangten viele Tiere und verschiedenste Pflanzenarten auf diesem Wege nach Mitteleuropa. Mit der Zeit wurden auch Flugzeuge als Transportmittel eingesetzt.
Der inzwischen in Europa weitverbreitete asiatische Marienkäfer hat vermutlich auf genau diese Weise den Weg nach Europa und auch nach Ostbelgien gefunden. Er unterscheidet sich sowohl in der hohen Anzahl Punkte als auch in der Farbe von dem heimischen und stellt eine Gefahr für diesen dar.
Auch die asiatische Hornisse macht sich in unserer Gegend breit. Sie baut Nester, die die Größe einer Waschmaschine annehmen können. Sie unterscheidet sich durch ihren dunkleren Körper von der europäischen Hornissenart.
Neben den unbewussten Wegen, auf denen invasive Arten als „blinde Passagiere“ beim Transport von Waren zu uns gelangen, werden einige Tiere auch bewusst vom Menschen in fremde Gebiete gebracht. Der Handel mit exotischen Tieren, etwa mit giftigen Schlangen oder Spinnen, lässt die Anzahl invasiver Tierarten steigen und kann selbst zur Bedrohung für uns Menschen werden.
Auch die Nilgans breitet sich rapide aus. Sie lebt ursprünglich in Afrika in den Gebieten rund um den Nil. In Ostbelgien gibt es inzwischen so viele dieser Gänse, dass Natagora/BNVS bereits Maßnahmen gegen ihre Ausbreitung ergreifen musste.
Während früher die meisten „blinden Passagiere“ die langen Fahrten nicht überlebten, stellen die klimatisierten Transportmittel sowie die kurze Transportzeit heute kaum mehr eine Gefahr für die Tiere dar.
Die gebietsfremden Tierarten breiten sich rasant aus, da sie, anders als in ihrem natürlichen Lebensraum, meist keine Feinde haben. Sie gefährden somit die einheimischen Arten, indem sie ihnen ihren Lebensraum wegnehmen, sie bedrohen oder sogar auffressen. Manchmal übertragen sie Krankheiten auf einheimische Tiere, die häufig zu deren Tod führen. Zudem bringen sie das Ökosystem aus dem Gleichgewicht.
Was die Pflanzenwelt betrifft, findet man ebenfalls immer mehr invasive Blumen und Sträucher, die die Reisen überstehen; haben diese sich einmal durchgesetzt, verdrängen sie heimische Pflanzen.
Zusätzlich zu diesen ökologischen Schäden entstehen auch ökonomische Schäden. Gegenmaßnahmen kosten nicht nur viel Geld, sondern sind in vielen Fällen ineffizient.
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Zunahme der invasiven Arten aufzuhalten und gemeinsam mit Naturschutzorganisationen zu versuchen, die Verbreitung und Fortpflanzung dieser Arten bestmöglich einzuschränken, damit unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten nicht verschwinden und unser Ökosystem erhalten bleibt.
Anne Christen – Bilder: © Bildagentur PantherMedia