29. April 2025
BS-TI St. Vith

Abstriche beim Abistreich

Vor zwei Jahren wurden die Abistreiche an der BSTI und auch an vielen anderen Schulen verboten. Doch was war der Grund dafür? Gibt es keine andere Lösung als ein Verbot? Und gibt es eine Chance, dass die Abistreiche für die nächsten Jahre ein Comeback erleben?  

Die BSTI war nicht die erste Schule, an der diese Tradition stattfand. Vorher gab es diesen Brauch schon in Deutschland und in der Eupener Gegend. Doch vieles hat sich verändert. So sehr, dass Bärbel Cremer (Lehrerin, 40), die damals am ersten Abistreich der BSTI teilgenommen hat, es bereut, diese Tradition ins Leben gerufen zu haben: “Es ist erschreckend zu sehen, dass wir etwas angefangen haben, was später so viele Schüler in Angst versetzen würde.” 

Benjamin Fuhrt, ehemaliger Direktor der BS, hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Er denkt, dass die Schüler drei Hauptgründe für die Abistreiche haben. Erstens: von der Schule Abschied nehmen. Zweitens: noch ein letztes Mal mit den Leuten, mit denen man das Abi bestanden hat, feiern. Drittens: Die Hierarchie der Schule auf den Kopf zu stellen, sodass die Schüler jetzt das Sagen haben. Er erläutert weiter: “Das ist so ein bisschen das, was auch an Karneval stattfindet, wo die Frauen die Macht ergreifen. Es sind ähnliche Dynamiken, die dahinterstecken. Das ist an sich ja auch ganz lustig, damit zu spielen in dem Maß, solange es symbolisch und augenzwinkernd bleibt. Und das hat halt nie funktioniert.” 

Denn genau dieses Missachten der Hierarchie führt dazu, dass die Schüler weder dazu bereit sind, der Ordnung der Schule zu folgen noch der Ordnung ihrer Mitschüler. Letzteres wurde einige Jahre lang erfolglos versucht. Herr Fuhrt erklärt: “Das war eigentlich immer so ein bisschen das Problem beim Abistreich, dass selbst wenn man Absprachen vorher getroffen hat, mit einer Gruppe von Schülern, dass das Ereignis jedes Jahr sehr schnell unkontrollierbar wurde.” 

Um das unter Vergleich zu stellen: Beim ersten Abistreich wurden ganz simpel Wasserballons um 13 Uhr auf dem Schulhof herumgeworfen, doch vor zwei Jahren konnte man die Umstände nur noch als kriegsähnlich beschreiben, wie es auch Walter Heyen (75, ehemaliger Religionslehrer) beschrieben hat: “Es hat auch Sachbeschädigung gegeben. Und das hat natürlich dann auch nachher zu Spannungen geführt. Die letzten paar Jahre, auch auf Anweisung der jeweiligen Direktion, ist es dann wirklich besser gelaufen und vor allem im letzten Jahr, als die Abiturienten dann außerhalb vom Schulgelände praktisch unter sich gefeiert haben.” Und dann gibt es auch noch das Reinigungspersonal, das am Ende die restliche Unordnung wieder für den nächsten Tag beseitigen muss. 

Man hat versucht, Regeln aufzustellen, doch genau das spricht dagegen, dass man sich gegen die Hierarchie stellt und wurde deshalb von den Schülern nicht akzeptiert. Zwar wurde es auch schon mal von Seiten einiger Schüler vorgeschlagen, dass man anstelle der Abistreiche eine Art Gemeinschaftsspiel für die ganze Schule organisieren könnte, doch schon wieder steht das Hinterfragen der Hierarchie im Weg, sodass die meisten Schüler von dieser Idee ablehnten. 

Da also jede Regelung dem Wesen des Abistreiches widerspricht, hat man schlussendlich keine andere Wahl, als den Schülern zu verbieten, einen neuen Abistreich zu organisieren. Stattdessen wurde letztes Jahr ein freier Tag für die Schüler des Abis eingeplant. Das ist wohl angesichts der möglichen Eskalation die beste Lösung.  

Jonathan Cremer – Foto: Anne Kreitz

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