Vegetarismus auf dem Land – schwieriger als gedacht!
Stellen Sie sich vor, Sie kommen als Vegetarier aus einer großen Stadt und betreten ein ländliches Restaurant, um eine gesunde vegetarische Mahlzeit zu genießen. Schnell jedoch stellen Sie fest, dass die Auswahl sehr gering und wenig vielfältig ist. So geht es wahrscheinlich vielen Vegetariern in unserer Gegend. Da stellt sich schnell die Frage: Sind Vegetarier in unserer Region aufgrund der geringen Auswahl an vegetarischen Gerichten benachteiligt?
Die Zahl der Vegetarier in Belgien wächst: Derzeit verzichten 8 Prozent der Belgier auf Fleisch, was bedeutet, dass sich jeder 20. Belgier vegetarisch ernährt. Und die Zahlen werden in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen. Seit 2020 ist der Anteil der Vegetarier von 5 auf 8 Prozent gestiegen. So gingen Restaurants mittlerweile mehr auf vegetarische Gäste ein und hätten ihr Angebot über die Jahre hinweg weiter ausgebaut, wie Ingrid Brüls, eine der Mitbesitzerinnen des Restaurants Brüls in Bütgenbach, erklärt. Erst kürzlich hätten sie ein neues Gericht eingeführt, einen Gemüsestrudel mit Erbsenpüree und einem Kräuterdip, das deutlich vielversprechender klingt als das übliche vegetarische Angebot.
In einer Umfrage zur Vielfalt von vegetarischen Gerichten, stimmten auf die Frage “Sind die vegetarischen Gerichte oft die selben in ländlichen Regionen?“ 51 Prozent mit „Ja“ ab, während 41 Prozent angaben, es hänge vom Restaurant ab. Allerdings freut sich jeder Vegetarier über ein kreativeres Gericht, das zum Beispiel Tofu, Tempeh oder Seitan – gesunde Fleischalternativen – enthält, anstatt nur einen Salat oder eine Käsekrokette, wie es meistens üblich ist.
So wäre es jedoch auch von Vorteil für die Restaurants, wenn sie ansprechende Gerichte für Nicht-Fleischesser anbieten würden, dann würde es mit Sicherheit mehr Menschen dazu bewegen, einmal eine Fleischalternative zu probieren. Wenn es jedoch meistens nur ein Salat ist, der als vegetarisches Essen angeboten wird, könnte dies zu Missverständnissen führen, was die vegetarische Essensweise anbelangt. Heutzutage gibt es Mengen an Fleischalternativen und nicht nur Salat. So versucht auch das Restaurant Brüls, mit vegetarischen Gerichten neue Kunden zu gewinnen. Sie legen viel Wert darauf, dass die vegetarischen Gerichte genau so viel Aufmerksamkeit erhalten wie die fleischbasierten, was ziemlich wichtig ist.
Ein Punkt, der entscheidend ist, was die geringe Auswahl an vegetarischen Gerichten in Ostbelgien/ländlichen Regionen betrifft, ist die traditionelle Essensgewohnheit, an die viele Menschen gewöhnt sind, die vor allem ziemlich fleischbasiert sind. Zudem kommt dazu, dass viele Menschen eigene Viehzucht und Landwirtschaft betreiben. So weicht der Vegetarismus von der üblichen Praxis ab.
Ein weiteres Problem ist die fehlende Aufklärung über die vegetarische Ernährungsweise. So gibt es in Städten beispielsweise Kochkurse, die mehrmals im Monat stattfinden und bei denen man vielfältige und kreative Gerichte zubereiten lernt. Auch in Brüssel gibt es die Kampagne „Jeudi Veggie“, die Menschen seit Jahren dazu einlädt, einmal in der Woche gemeinsam zu essen und dabei ein ausgewogeneres, gesünderes Gericht zu genießen. Dank der Initiative „Jeudi Veggie“ haben bereits zahlreiche Menschen den Schritt in Richtung vegetarischer Ernährung gewagt, da sie gesehen haben, wie vielfältig auch eine vegetarische Essensweise sein kann, wenn man sich drauf einlässt.
Drei Viertel der Befragten in einer Umfrage würden sich in Zukunft von ländlichen Restaurants eine größere und abwechslungsreichere Auswahl an vegetarischen Gerichten wünschen. Dies ist durchaus möglich, wenn man sich mehr für die vegetarische Küche interessieren würde und sich nicht sofort davon distanziert. Aktionen wie „Jeudi Veggie“ könnten Ostbelgien vielleicht dabei helfen, dem Vegetarismus entgegenzukommen, der in Zukunft ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft sein wird – sowohl in den Dörfern als auch in den Städten.
Amélie Kreiz – Foto: Restaurant Brüls Bütgenbach