Wer hat an der Uhr gedreht?
Stellen Sie sich vor es ist Samstagabend und Sie haben mal wieder so richtig Lust rauszugehen und zu feiern. Plötzlich bemerken Sie aber, dass diese Nacht ja die Zeitumstellung stattfindet und somit die Uhr eine Stunde nach vorne gestellt wird. Wie ärgerlich oder nicht? Sie haben nun eine Stunde weniger Zeit, um Spaß zu haben und zu feiern.
Doch was genau passiert eigentlich bei der Zeitumstellung?
Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt am letzten Sonntag im März. Die Uhr wird von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Mit dem Zurückstellen der Uhrzeit von 3 Uhr auf 2 Uhr endet die Sommerzeit am letzten Sonntag im Oktober und es tritt wieder die alte Winterzeit ein.
Doch warum ist das eigentlich so?
Schauen wir zurück auf den 30. April 1916. Damals wurde zum ersten Mal die Uhr eine Stunde vorgestellt. Die Sommerzeit sollte die Schlachten des Ersten Weltkriegs unterstützen: Man versprach sich dadurch Energieeinsparungen bei der künstlichen Beleuchtung an langen Sommerabenden.
Aber mal abgesehen vom Weltkrieg, hat die Zeitumstellung noch andere Vorteile?
Ja, es gibt einige Vorteile: Zum Beispiel kann durch die Zeitumstellung der Mensch einen größeren Teil seines Wachzustands am Tageslicht nutzen. Die Sonne geht im Sommer eine Stunde später auf zu einem Zeitpunkt, an dem der Großteil der Bevölkerung noch schläft. Dafür geht sie abends eine Stunde später unter. Dies geschieht meistens zu einem Zeitpunkt, an dem der Großteil der Bevölkerung noch wach ist. Die Stunden mit Tageslicht werden somit effizienter genutzt. Außerdem bringt diese effiziente Nutzung eine Reihe weiterer positiver Effekte mit sich: eine höhere Motivation, ein verstärktes Aktiv-Gefühl sowie ein sinkendes Depressionsrisiko.
Aber warum wird nun über die Abschaffung der Zeitumstellung diskutiert?
Es ist so, dass sich immer wieder Menschen beklagen, die häufig mit Schlafstörungen oder chronischen Erkrankungen zu tun haben, dass sie sich aufgrund der Zeitumstellung schlaff und erschöpft fühlen. Der Körper verarbeitet zu dieser Zeit eine Art Jetlag. Wissenschaftlich bewiesen ist mittlerweile auch, dass die Zeitumstellung sogar zu einer Erhöhung des Herzinfarktrisikos führt.
Außerdem gilt das ursprüngliche Argument für die Zeitumstellung, nämlich das Einsparen von Energie, nach wie vor als umstritten. Im Jahre 2005 stellte sich heraus, dass durch die Umstellung von Winterzeit auf Sommerzeit kaum Energie eingespart wurde. Das hat folgenden Grund: Durch geringeren Einsatz von künstlichem Licht wurde eine kleine Menge an Energie gespart, jedoch stieg gleichzeitig der Verbrauch an Heizenergie an. Somit kam es zu einem Ausgleich.
Ein weiterer Punkt, der gegen die Zeitumstellung spricht, ist der folgende: Während der Großteil der Bevölkerung zum Zeitpunkt der Zeitumstellung schläft, arbeiten viele Menschen auch nachts. Organisationen, in denen ein Nachtdienst erforderlich ist, werden somit vor Herausforderungen gestellt. Gesetzliche Regelungen wie die maximale Arbeitszeit oder die Ruhezeit dürfen nicht missachtet werden.
Zu den aufgeführten Punkten kommen noch Faktoren, die man sowohl für als auch gegen die Umstellung verwenden kann. Beispielsweise verzeichnen Studien während der Sommerzeit eine geringere Unfallquote im Verkehr. Auf der anderen Seite steigt die Unfallgefahr in der Winterzeit, da sich der Feierabendverkehr dann mit der Zeit des Wildwechsels stärker überschneidet.
Auch das Arbeitsleben ist von der Zeitumstellung betroffen. Während die Arbeitsunfälle in den Tagen nach der Umstellung häufig zunehmen, steigen Konzentration und Motivation im Sommer durch mehr Tageslicht.
Eine Abschaffung der Zeitumstellung lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen. Da die Zeitumstellung auf einer EU-Richtlinie basiert, praktizieren alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie fast alle Länder innerhalb Europas die Umstellung von Winter auf Sommerzeit. Auch wenn das Europaparlament einen Vorschlag zur Abschaffung bereits im März 2019 absegnete, ist die Abschaffung noch nicht final entschieden.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es sowohl Vorteile, als auch Nachteile hat unsere Uhren jährlich zwei mal umzustellen. Welche Seite hier überwiegt ist nicht ganz klar. Es spielt auch eine große Rolle, ob und wenn ja, wie sehr man persönlich von der Zeitumstellung betroffen ist.
Ich verstehe somit, dass man sich noch nicht richtig entschieden hat, ob die Sommerzeit abgeschafft werden sollte oder nicht und bin daher sehr froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss.
von Marlo Schmidt – Bild: © PantherMedia/stillfx