„Ich fühlte eine große Wärme in mir“
Etwa vier Prozent der Menschen haben im Laufe ihres Lebens Nahtoderfahrungen gemacht und berichten im Anschluss von außerkörperlichen Erfahrungen, Tunnel-, Licht- und Jenseits-Erscheinungen. Neurowissenschaftler konnten herausfinden, dass es sich bei NTE um eine Folge von vorübergehender Beeinträchtigung essentieller Gehirnfunktionen handelt. Albert Kohnen (84) aus Malmedy und John Van Broekhoven (77) aus Recht haben als junge Männer eine Nahtoderfahrung gemacht, die bis heute nachhallt.
Von Emily Lerho und Morgan Van Broekhoven
Im Juli 1959, als Albert Kohnen 21 Jahre alt war, hatte er seinem Vater einen Tag lang im Heu geholfen und wegen der Hitze viel kaltes Wasser getrunken. Als er sich abends nicht gut fühlte, empfahl ihm ein Arzt, während acht Tagen die Flüssigkeit aus seinem Körper auszuschwitzen. Am zweiten Tag erbrach er zehn Liter Wasser und fühlte sich anschließend viel besser. Ein paar Tage später half er seinem Vater erneut im Heu, doch nach einigen Stunden spürte er seine Beine nicht mehr. Er sagte zu seinem Vater, dass er den Eindruck habe, sterben zu müssen. Untersuchungen zeigten, dass er an einer Herzbeutelentzündung litt, sodass er im Krankenhaus bleiben musste. Insgesamt lag er bis Allerheiligen dort und erhielt Tag und Nacht alle drei Stunden eine Penicillin-Spritze. Am 25. Juli starb sein Vater an einem Herzschlag, nachdem er seinen Sohn noch tagsüber im Krankenhaus besucht hatte. Niemand durfte Albert Kohnen von diesem Tod berichten. Die Ärzte befürchteten, dass sich sein Zustand verschlechtern könnte, was trotz allem passierte. Sein Körper stieß die Penicillin-Spritzen ab, er fiel ins Koma und lag im Sterben. Seine Augen wurden weiß und seine Finger färbten sich langsam blau. Im Nachhinein erfuhr er, dass Familienmitglieder um sein Bett gestanden hatten, um Abschied von ihm zu nehmen. Seine zukünftige Frau Helene Kohnen besuchte ihn ein weiteres Mal, als sie bemerkte, dass sich seine Lage immer weiter verschlechterte. Daraufhin schrie die Krankenschwester ihm ins Ohr: „Ihre Freundin ist da”. Just in diesem Moment kam er wieder zu sich und plötzlich war wieder Leben in ihm. „Ich hatte mich schon in einer Art Tunnel befunden und war von einem hellen Licht umgeben, alles war ganz weiß“, erinnert er sich. Das Schlimmste für ihn sei im Nachhinein die Tatsache gewesen, dass er weder Abschied von seinem Vater hatte nehmen noch zu dessen Begräbnis hatte gehen können.
John van Broekhovenund seine Mutter lagen 1969 gleichzeitig in Sittardim Krankenhaus, und zwar in gegenüberliegenden Gebäuden. Er konnte sie von seinem Zimmer aus sehen. Er wurde am Magen operiert und es war eine der ersten Operationen dieser Art, die in Europa durchgeführt wurden.
Er war froh, dass er vor der Operation noch einmal die Möglichkeit hatte, seine Mutter von weitem zu sehen. Nach der Operation fühlte er sich gut. Er hörte aber, wie die Ärzte sagten: „Wir verlieren ihn“, und dann merkte er, dass etwas mit ihm passierte und dass er aus seinem Körper gezogen wurde. Er blickte auf seinen Körper hinab und sah die Ärzte um sich herumstehen. „In diesem Moment wusste ich, dass ich sterben würde“, erinnert er sich. Plötzlich war er von einem warmen Licht umgeben, das er noch nie zuvor gespürt hatte und auch nie wieder danach. „Ich fühlte eine große Wärme in mir, ich war total entspannt und bereit, in die Richtung des Lichts zu gehen“, berichtet er. Kurz darauf kehrte sein Herzschlag zurück und er wurde zurück in seinen Körper gezogen.
Zu dieser Zeit wurde das Krankenhaus von Nonnen geführt und als er ihnen von seinem Erlebnis erzählte, reagierten sie mit Unverständnis und Unglauben darauf. Ihrer Meinung nach war er verrückt, für sie existierten solche Erfahrungen nicht. Einige Jahre später erzählte er einem anderen Arzt von diesem Erlebnis und dieser führte diese besondere Erfahrung auf die Narkose zurück. Seit diesem Erlebnis hat John Van Broekhoven keine Angst mehr vor dem Tod, da er ihn mit einem äußerst angenehmen Gefühl verbindet. Albert Kohnen hingegen sieht den Tod seit dieser Erfahrung nicht anders als zuvor, er hat noch immer großen Respekt davor. Er ist aber davon überzeugt, dass „es etwas über uns gibt“ und der Tod noch nicht das Ende ist.