Gefangen im Loop: Risiken und Nebenwirkungen von Kurzvideos in den Sozialen Medien
Von Angela van de Werff und Patricia Trost
Immer mehr Schüler behaupten, dass sie sich schlechter auf Hausaufgaben konzentrieren können und sie immer mehr Zeit mit dem Anschauen von Kurzvideos verbringen. Doch wo liegen die Gefahren?
Kurzvideos sind kurze Videos zwischen zwei Sekunden und zwei Minuten, die auf den Plattformen TikTok, Instagram, YouTube und Snapchat angeboten werden. Dabei stammt die Idee von Kurzvideos ursprünglich von der App Musically, die heute als TikTok bekannt ist. Während der Coronakrise hatten die Leute genügend Zeit, um diese App zu nutzen, so dass sie immer erfolgreicher wurde. Andere Plattformen nahmen sich ein Vorbild an TikTok und optimierten ihre Dienste ebenfalls durch Kurzvideos.
Ausschlaggebend bei diesen Videos ist, dass der Inhalt den Zuschauer innerhalb weniger Sekunden fesselt, da sonst die Gefahr besteht, dass er zu anderen Videos wechselt. Die Nutzer können aber nicht nur unbegrenzt Videos anschauen, sondern sie haben ebenfalls die Möglichkeit, selbst Videos aufzunehmen, zu veröffentlichen und dadurch erfolgreich zu werden. Die jeweiligen Plattformen bieten eine Vielzahl von Funktionen wie Filter, Hintergründe, Schnittwerkzeuge, Aufkleber, Schriftarten, Hintergrundmusik und mehr, damit jeder Nutzer seine Aufnahme möglichst individuell gestalten kann. Der Inhalt der Videos, die einem Nutzer vorgeschlagen werden, spiegeln seine Interessen wider. Das bedeutet, dass ein Algorithmus anhand des Konsumverhaltens erkennt, welche Inhalte dem User gefallen und den Video-Feed entsprechend anpasst.
Das Betrachten dieser Kurzvideos stößt Dopamin aus, auch bekannt als Glückshormon. Dieses Gefühl macht den Nutzer süchtig und motiviert ihn, immer neue Videos zu schauen. Da der Algorithmus seine Vorlieben und Interessen aufgreift, verstärkt sein Gehirn das Gefühl, ständig am Ball bleiben zu müssen, um keine Trends zu verpassen. Das ständige Scrollen nach neuen und aufregenden Inhalten kann die Aufmerksamkeit der Zuschauer mindern und es schwieriger machen, sich auf langweilige Aufgaben zu konzentrieren. Besonders Kinder können durch das regelmäßige Anschauen von Kurzvideos Schwierigkeiten entwickeln, komplexen Aufgaben zu folgen, bei denen Reflexion und tiefes Verständnis erforderlich sind, da sie häufig an Konzentrationsmangel leiden. Außerdem geben Smartphones und Tablets blaues Licht ab, das die Bildung von Melatonin, dem Schlafhormon, stören kann. Das hat zur Folge, dass Schlafprobleme auftreten, wenn Kinder kurz vor dem Schlafengehen ihr Handy nutzen.
Ein weiteres großes Problem sind die Kommentare unter den Videos. Manchmal sind sie sehr negativ und voller Hass und können schwere Folgen auf die Ersteller haben, im schlimmsten Fall führen sie zu Depressionen oder Selbstmord.
Problematisch ist ebenfalls, dass auf allen Plattformen Videos veröffentlicht werden, die nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sind, zum Beispiel mit pornografischen Inhalten oder über Drogen. Diese Inhalte können die jungen Nutzer verstören und Angst bei ihnen auslösen. Außerdem bestehen Bedenken, da jeder, der diese Plattform nutzt, Zugang zu allen Videos hat. Die Ersteller der Videos wissen somit nicht, wer ihre Videos sieht und was mit ihnen passiert. Des Weiteren ist ihnen nicht klar, was mit ihren Anmeldedaten geschieht und wer Zugriff darauf hat.
Auf der anderen Seite bringen Kurzvideos nur wenige Vorteile mit sich. Es ist schnell und einfach, eine große Reichweite aufzubauen und viele junge Leute zu erreichen. Sobald ein Nutzer ein Video veröffentlicht, welches gut ankommt, wird es immer mehr Leuten angezeigt. Um erfolgreich zu bleiben, ist es wichtig, dass er weiterhin die richtigen Videos veröffentlicht und mit den Trends mitgeht. Wenn ihm dies gelingt, dann hat er die Chance, von Unternehmen als Influencer kontaktiert zu werden. Er erhält von ihnen gratis Produkte, für die er Werbung in seinen Videos macht und damit Geld verdient.