Der Biber – ein bedeutender Landschaftsarchitekt
Der Biber ist das größte Nagetier Europas, steht unter Naturschutz und gehört zur Klasse der Säugetiere. Er bewohnt die Ufer unterschiedlichster Gewässer, darunter Bäche, Flüsse oder Seen.
In Belgien war der Biber lange Zeit ausgestorben. Wie der Biber sich jedoch wieder zurück in seinen heimischen Gewässern angesiedelt hat und wie er heute seine Umgebung beeinflusst, erklärt Forstingenieur Stephan Benker aus Galhausen.
Für die Ausrottung des Bibers gibt es verschiedene Gründe. Zum einen wurde der Biber aufgrund seines dichten Fells gejagt, das zum Beispiel zu warmen Mützen und Mänteln verarbeitet wurde, und auch sein Fleisch galt als sehr schmackhaft. Zum anderen wurde das sogenannte „Bibergeil“, ein in einer Drüse produziertes Sekret, für pharmazeutische Zwecke verwendet. Außerdem hatte die katholische Kirche den Biber zum Fisch erklärt, damit er auch in der Fastenzeit verzehrt werden konnte. Nach ihrer Ausrottung 1848 sind die ersten Biber Mitte der 1990er Jahre aus Nordrhein-Westfalen wieder nach Belgien in die Gebiete um Küchelscheid und Elsenborn eingewandert. Des Weiteren hat Ende der 90er Jahre ein Naturschützer illegal eine große Anzahl Biber aus Bayern in der Wallonie und Ostbelgien ausgesetzt, die sich dann in ihrem neuen Lebensraum vermehrt haben.
Seither steigt ihre Population weiter an. Schätzungsweise gibt es momentan 70 bis 80 Biberterritorien in Ostbelgien, die sich entweder aus einem einzelnen Biber oder einer Biberfamilie zusammensetzen. Biber und ihre Dämme haben erstaunlich positive Auswirkungen auf ihre Umwelt. Sie sind wahre „Landschaftsarchitekten“ und passen dementsprechend ihre Umgebung an ihre Lebensbedürfnisse an. Mithilfe von Biberdämmen stauen sie Wasser in flachen Bächen an, sodass große Wasserflächen entstehen, um in diesen Gewässern schwimmen und tauchen zu können. Zudem verhindern sie damit, dass der Boden des Gewässers bei Minustemperaturen einfriert.
Diese Landschaftsumgestaltung von Bächen und Tälern ist ebenfalls für andere Tierarten, beispielsweise Amphibien, Libellen, Schmetterlinge und Wasservögel, interessant. Laut Stephan Benker gerät der Biber allerdings auch hin und wieder in Konflikt mit Anrainern von Gewässern, das heißt Besitzer, deren Grundstücke an einen Fluss oder einen Bach grenzen. Nicht selten setzt der Biber Wiesen oder Ackerland unter Wasser, ganz zum Ärger vieler Landwirte. Auch Anpflanzungen und Wälder, die an die Bäche heranreichen, werden aufgrund der Biberdämme überflutet. Dadurch und durch das Fällen und Abnagen von Bäumen können diese absterben, was den Unmut vieler Waldbesitzer hervorruft. Neben der Naturlandschaft können auch Brücken und Straßen überschwemmt werden, was sie unbefahrbar macht.
Um jegliche Art von Konflikten zu vermeiden, gibt es einige Lösungswege für ein friedliches Zusammenleben. Einerseits sollten menschliche Aktivitäten nicht zu nah an Gewässer reichen. Dementsprechend ist ein Uferstreifen von zehn Metern Breite zwischen Feldern und Wasserläufen ideal, um dem Biber nicht in die Quere zu kommen. Darüber hinaus könnten Naturschutzgebiete eingerichtet werden, wo der Biber ungestört leben kann.
Der Biber ist ein faszinierendes Lebewesen, das seine Umgebung großflächig neugestaltet. Nach seiner Rückkehr ist es nun besonders wichtig, ihn weiterhin zu schützen, damit er noch möglichst lange in Ostbelgien heimisch ist.
Anna Benker und Nika Heindrichs – lllustrationsbild: Pictureguy/YAYMicro/PantherMedia