29. April 2025
KAE Eupen

Kürzere Ferien, bessere Leistung?

Seitdem die Französische Gemeinschaft im September 2022 den Schulferienkalender geändert hat, kommt auch in Ostbelgien immer wieder die Frage auf, ob man es dem gleichtun soll oder nicht. In der Französischen Gemeinschaft sind die Sommerferien um zwei Wochen verkürzt worden. Zudem gibt es eine neue Schulzeit- und Ferien-Taktung: Auf sieben Wochen Unterricht folgen grundsätzlich zwei Wochen Ferien. Was spricht für eine Änderung im Schulkalender, was dagegen? Wir gehen dieser Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln nach.

Pro – Von Nele Lienne

Eine verkürzte Sommerferienpause würde sehr positive Auswirkungen haben. Studien beweisen, dass Schüler nach langen Ferien immer Schwierigkeiten haben, erneut zu starten. Das Schulwissen wird über die langen Ferien vergessen, sodass Lehrer sehr viel Zeit damit verbringen müssen, bereits Gelerntes wieder aufzufrischen. Eine verkürzte Sommerferienpause würde diesen Effekt mindern und den Unterricht effizienter gestalten. Auch für Eltern wäre es grundsätzlich praktischer, wenn die Sommerferien kürzer wären. Zehn Wochen Sommerferien sind für berufstätige Eltern eine echte Herausforderung, da es manchmal überhaupt nicht so leicht ist, eine angemessene Betreuung für die Kinder zu finden. Eine gleichmäßige Verteilung der Ferien auf das Schuljahr könnte dem entgegenwirken. Auch würde eine Angleichung an die Französische Gemeinschaft noch mehr Einheitlichkeit im Schulsystem der Belgier schaffen. Schüler im frankofonen Landesteil haben im Moment andere Ferienzeiten als die Ostbelgier, was für Familien mit Kindern in beiden Gemeinschaften zu Schwierigkeiten führen kann. Ein einheitlicher Schulkalender könnte Planungen erleichtern und für mehr Kontinuität im Schulsystem sorgen.

Nele Lienne

Contra – Von Lara Mülverstedt

Die achtwöchigen Sommerferien – in der Realität sind es für Sekundarschüler fast zehn Wochen – sind in Ostbelgien eine übliche Tradition, die von zahlreichen Familien begrüßt wird. Eine Verkürzung würde zu Unmut führen, da sich viele Menschen an den alten Rhythmus gewöhnt haben. Eine Harmonisierung mit dem frankofonen Landesteil würde bedeuten, dass die Schüler nicht mehr zur gleichen Zeit wie ihre deutschen Nachbarn frei hätten – ein Problem für grenzüberschreitende Urlaubsreisen oder Familienbesuche.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Freizeitgestaltung der Schüler. Die langen Sommerferien bieten Jugendlichen die Möglichkeit, sich intensiv mit Hobbys zu beschäftigen, Sprachreisen zu machen oder an Ferienlagern teilzunehmen. Viele dieser Programme sind auf lange Ferien ausgelegt und könnten unter einer Verkürzung leiden. Auch Ferienjobs und Praktika wären von einer Änderung betroffen. Viele Schüler nutzen die langen Ferien, um erste Berufserfahrungen zu sammeln oder etwas Geld zu verdienen. Wenn die Sommerferien verkürzt würden, bliebe weniger Zeit für solche Tätigkeiten, was langfristige Auswirkungen auf die persönliche und berufliche Entwicklung haben könnte. Nicht zuletzt sind lange Ferien wichtig für die Erholung. Nach einem anstrengenden Schuljahr brauchen Schüler eine längere Pause, um sich wirklich zu regenerieren. Eine zu kurze Sommerpause könnte dazu führen, dass sie sich weniger ausgeruht fühlen und das neue Schuljahr gestresster beginnen.

Lara Mülverstedt

Bild: Illustrationsbild: © PantherMedia/Wavebreakmedia ltd

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