Alkohol, die Gefahr in der Norm?
Von Wiktoria Karczmarz und Roman Soloviov
Viele haben den Eindruck, dass der Alkoholkonsum in Ostbelgien und vor allem in der Eifel im Vergleich zu anderen Gegenden sehr hoch liegt. Dies bestätigt die Health Behaviour in School-Aged Children (HBSC)-Studie, die größte europäische Kinder- und Jugendgesundheitsstudie zur physischen und mentalen Gesundheit von Schülern.
Im Jahr 2021 wurde sie von Kaleido in der DG durchgeführt, befragt wurden dabei Schüler im Alter von 11, 13 und 15 Jahren. Bei dem Punkt Alkoholkonsum haben sich erhebliche Unterschiede zwischen der DG und dem Rest des Landes herauskristallisiert.
Während bei der Frage, ob man mindestens einmal in seinem Leben Alkohol konsumiert hat, die Ergebnisse nahezu identisch sind, gibt es eine erhebliche Diskrepanz beim wöchentlichen Konsum. In der Wallonie trinken 16,5 % der Befragten jede Woche Alkohol, in der DG liegt der Wert bei 27,2 % (Norden 22,3 % und Süden 36,5 %). Das heißt, dass in der Eifel mehr als das Doppelte an Alkohol von Schülern unter 16 Jahren konsumiert wird als in der Wallonie.
Carolin Scheliga, Geschäftsführerin und Suchtberaterin der ASL (Arbeitsgemeinschaft für Suchtvorbeugung und Lebensbewältigung), kritisiert an dieser Studie, dass bei der Prozentzahl nicht zwischen den verschiedenen Altersstufen unterschieden wird, sondern sich die 27,2 % wahrscheinlich nur auf die 15-Jährigen beziehen, da nahezu kein Elfjähriger Alkohol konsumiert. Laut einer Umfrage im Königlichen Athenäum in St.Vith, die Ende Februar 2024 in allen Jahrgängen durchgeführt wurde, trinken die meisten Schüler, um Spaß zu haben, sowie aus gesellschaftlichen Gründen, viele sprechen von „in Stimmung kommen“.
Carolin Scheliga bestätigt, dass es sich beim erhöhten Alkoholkonsum um ein gesellschaftliches Problem handelt, welches im Süden Ostbelgiens am stärksten ausgeprägt sei. Sie spricht von einer „anderen“ Trinkkultur in der Eifel: „Leute, die regelmäßig trinken, werden auch von anderen Leuten gesehen, die das dann als Norm verinnerlichen.“ Das liegt daran, dass Menschen prinzipiell eher normativ reagieren und das Verhalten imitieren, das sie beobachten. Es gibt auch Unterschiede zwischen den ländlichen und städtischen Gegenden. Die ASL hat im Oktober 2023 ebenfalls eine Studie durchgeführt, bei der Fragen zum Thema Alkohol gestellt wurden. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Anzahl der Schüler der 4. Sekundarschulklassen in der DG, welche fünf oder mehr Gläser Alkohol in den letzten vier Wochen konsumiert haben, bei 60 % liegt, wobei die Anzahl der Schüler der 2. Sekundarschulklasse bei 29% liegt. Hier bestätigen sich die Unterschiede im Vergleich zu Deutschland sowie den anderen Teilen Belgiens. Dies ist nicht nur ein gesundheitliches, sondern vor allem ein gesellschaftliches Problem.
Die Geschäftsführerin und Suchtberaterin der ASL sagt dazu: „Je mehr Leute trinken, desto mehr Leute werden krank davon. […] Der Alkohol ist nicht gut für die Gesellschaft, weil er Gift ist.“