Kommentar zu Gendern: Verwirrung statt Inklusion
Von Michelle Thome
Von Binnen-I über Schrägstrich bis hin zum Genderstern. Am Gendern scheiden sich die Geister. Was auch verständlich ist, denn warum sollten wir die deutsche Sprache, die sowieso schon schwer zu verstehen ist, noch weiter verkomplizieren und damit den Zugang zur Sprache für Leute mit Migrationshintergrund, mit Leserechtschreibschwäche oder einer Sehbehinderung weiter erschweren? Und das, obwohl das Gendern von der Mehrheit der Gesellschaft abgelehnt wird. Man möchte eine Minderheit in die Sprache integrieren, doch erschwert im gleichen Atemzug den Zugang zur Sprache für eine andere Minderheit.
Und dann macht jeder es auch noch anders: Der eine benutzt die Beidnennung, der andere das Sternchen und wieder ein anderer verwendet Schräg- oder Unterstrich. Wie soll man denn da noch durchschauen? Und dann verlangen Universitäten und öffentliche Institutionen von uns, dass wir alle Formen beherrschen, obwohl sie selbst nicht dazu in der Lage sind, konsequent zu gendern. Gleichzeitig frage ich mich sowieso, warum man überhaupt das Geschlecht in der Sprache abbilden muss.
In den meisten Fällen ist es doch egal, ob das jetzt ein Mann, eine Frau oder alles andere ist. Und daher sollten wir uns vielleicht fragen, wie sehr Sprache überhaupt Realität und unser Denken beeinflusst und ob es nicht eher die Realität ist, die unser Denken beeinflusst.